Therapietreue bei MS | MS & Ich

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Die Therapietreue wird in der modernen medizinischen Fachsprache Adhärenz genannt. Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet der Begriff Adhärenz den Grad, mit dem sich eine Patientin oder ein Patient an Therapievorgaben wie festgelegte Medikamenteneinnahmen hält, die zuvor mit der Ärztin oder dem Arzt vereinbart wurden. Bei chronischen Erkrankungen wie der MS ist die Therapietreue besonders wichtig, vor allem in der verlaufsmodifizierenden Therapie. Denn eine konsequent durchgeführte Behandlung kann den Krankheitsverlauf bestmöglich positiv beeinflussen.

Therapietreue bei MS: Eigentlich ganz logisch, aber …

Eine Frau mit weißem Kittel und Stethoskop um den Hals schaut auf ein Dokument. Eine Frau mit einem Klainkind auf dem Arm sitzt ihr gegenüber.
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Es klingt logisch, dass eine Therapie dann die besten Chancen auf Erfolg hat, wenn sie wie vorgesehen durchgeführt wird. In der Praxis aber ist unzureichende Therapietreue ein großes Problem: Nach Angaben der WHO ist in der Langzeitbehandlung chronischer Erkrankungen wie der MS eine unzureichende Therapietreue die Hauptursache dafür, dass Therapien nicht ihre mögliche Wirkung entfalten.

Hintergrund: Jede Therapie, für die kein Spitalaufenthalt notwendig ist, ist eingebunden in den Alltag der Patientin oder des Patienten. Das bedeutet, es existieren sehr viele Faktoren, die bei chronischen Erkrankungen wie der MS die vereinbarte Medikamenteneinnahme stören können – ein vollgepackter Terminkalender beispielsweise oder unvorhergesehene Ereignisse.

Der Alltag ist aber nicht die einzige Gefahr für die Therapietreue bei MS. Auch die Therapie selbst kann die Adhärenz stören. So können Nebenwirkungen von MS-Medikamenten dazu führen, dass Patientinnen und Patienten diese Arzneimittel nicht mehr wie verordnet einnehmen oder sogar absetzen. Auch der umgekehrte Fall ist möglich: Ist die Therapie gut verträglich und gut wirksam, kann es passieren, dass sie als nicht mehr notwendig erachtet wird – im Sinne von: „Mir geht es derzeit doch gut, wozu brauche ich die Medikamente noch?“

Ein dritter Faktor ist die Art der Anwendung. Bei den verlaufsmodifizierenden MS-Therapien ist inzwischen eine Vielzahl von Wirkstoffen und Verabreichungsformen verfügbar. Manche Wirkstoffe müssen mehrmals wöchentlich verabreicht werden, andere im Abstand mehrerer Monate. Manche werden als Tabletten gegeben, andere als Infusion, wieder andere als Spritze. Bei den Interferonen, bei Glatirameracetat und bei den neuen Antikörpertherapien gibt es auch Medikamente, die mit einem Injektions-Pen direkt unter die Haut (subkutan) gegeben werden können.

Weitere Faktoren, die die Therapietreue bei MS beeinflussen

In einer Überblicksstudie, die wissenschaftliche Quellen zur Therapietreue bei MS analysiert hat, werden weitere Einflussfaktoren auf die Adhärenz bei MS genannt. Dazu zählen insbesondere:

Eine Frau mit geschlossenen Augen hält ihren rechten Arm hinter ihren Nacken.
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  • Erkrankungsdauer und -verlauf: Je länger die Krankheit besteht und je schwerwiegender die MS ist, desto schwächer erscheint generell die Therapietreue. Im Alter zunehmende Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren medikamentöse Behandlung können die Therapietreue bei MS zusätzlich beeinflussen.
  • Patientenprofil: Dazu zählen persönliche Faktoren wie das Alter, die Persönlichkeit, die Lebensumstände, der Alkoholkonsum sowie der Grad kognitiver Symptome wie Vergesslichkeit und Depression.
  • Qualität der Gesundheitsversorgung: Es hat sich gezeigt, dass informierte Patientinnen und Patienten mit einem guten Verständnis ihrer Erkrankung und der Behandlung eine bessere Therapietreue aufweisen. Wichtig ist hier vor allem ein vertrauensvolles und damit therapieunterstützendes Patient-Arzt-Verhältnis.

Wie Menschen mit MS ihre Therapietreue fördern können

Zusammengefasst können zahlreiche Faktoren die Therapietreue beeinflussen. Wesentlich dabei ist, dass sich Patientinnen und Patienten bei Problemen mit der Therapietreue an ihre behandelnde Ärztin oder ihren behandelnden Arzt wenden. Denn gerade in der verlaufsmodifizierenden Therapie ist es möglich, ein anderes Medikament und andere Anwendungsoptionen zu finden, die sich besser in den eigenen Alltag integrieren lassen.

Zusätzlich können die folgenden Maßnahmen dazu beitragen, die Therapietreue bei MS zu unterstützen und zu verbessern:

  • Erinnerungs- und Dosierungshilfen für die Medikamentengaben: Das können sowohl Apps und Funktionen auf dem Smartphone als auch Dosierungshilfen und Wochendosetten aus der Apotheke sein. Besonders hilfreich können diese Hilfen für Patientinnen und Patienten sein, die aufgrund mehrerer Erkrankungen (z. B. MS und Bluthochdruck) verschiedene Medikamente einnehmen müssen.
Eine Frau schüttet sich aus einer Dose Tabletten in die Hand.
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  • Alle Medikamente an einem gut zugänglichen festen Platz verfügbar halten: Das unterstützt die Einnahmeroutine, die wiederum eine hohe Therapietreue bei MS ermöglicht. Reservepackungen in häufig benutzten Taschen vorzuhalten verhindert, dass beispielsweise bei spontanen Kurztrips eine Einnahmelücke entsteht.
  • Ein MS-Tagebuch oder eine MS-App mit Tagebuchfunktion: Sie können helfen, neben den MS-Symptomen auch die Nebenwirkungen von Medikamenten festzuhalten, um diese beizeiten mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.

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