Der Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose (MS) ist sehr individuell. Daher ist schwer vorherzusehen, wie die Erkrankung sich bei Betroffenen entwickelt: Bei jeder Person ist es unterschiedlich, welche Symptome auftreten, wie häufig und schwer die MS-Schübe auftreten und wie die Krankheit fortschreitet. Aber es gibt typische Merkmale, nach denen Medizinerinnen und Mediziner drei grundsätzliche Formen des MS- Verlaufs unterscheiden: RRMS, SPMS und PPMS.
Hocheffektive Therapien einfach erklärt
MS-Therapien haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Eine Neurologin und ein Neurologe klären auf, welche Vorteile neue, hocheffektive Therapien haben und wie sie den MS-Verlauf beeinflussen können.
Schubförmig remittierende MS (RRMS)
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Mehr als 85 bis 90 Prozent der Patientinnen und Patienten spüren die Erkrankung anfangs in Form sogenannter MS-Schübe.1 Dabei treten plötzlich Symptome wie Sehschwierigkeiten oder Kribbeln in den Händen auf. Verantwortlich dafür sind für die MS typische Schädigungen im zentralen Nervensystem.
Die Symptome halten mindestens 24 Stunden an. Anschließend klingen sie meistens über einige Wochen wieder ab und bilden sich komplett oder teilweise zurück, sie remittieren. Daher heißt diese Verlaufsform schubförmig remittierende MS (Englisch: Relapsing Remitting MS, kurz RRMS). Zwischen den Schüben können mehrere Wochen oder Monate, manchmal sogar Jahre liegen. Bei den meisten Betroffenen verändert sich der Gesundheitszustand während der schubfreien Zeiten zu Beginn der Erkrankung nicht oder nur wenig. Das Alter, in welchem diese Form der MS meistens erstmals auftritt, liegt zwischen 20 und 35 Jahren.
Es ist oft nicht leicht, einen MS-Schub zu erkennen. Die Dauer und Intensität können ganz unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich spricht man von einem Schub, wenn …
• die Beschwerden für mindestens 24 Stunden anhalten,
• sie nicht auf eine Änderung der Körpertemperatur oder Infektionen zurückzuführen sind und
• mindestens 30 Tage seit dem letzten Schub vergangen sind.
Wenn zum ersten Mal MS-typische Symptome auftreten, kann dies auch ein sogenanntes klinisch isoliertes Syndrom (KIS) sein. Von einem KIS ist die Rede, wenn die ersten Symptome mindestens 24 Stunden andauern und MS-typische Veränderungen im Gehirn nachgewiesen sind. Doch nicht jedes KIS geht in eine MS über. Daher zählt es auch nicht zu den MS-Verlaufsformen.
Sekundär progrediente MS (SPMS)
Der schubförmige Verlauf einer MS geht bei einem Großteil der Patientinnen und Patienten in ein kontinuierliches Voranschreiten der Krankheit über. Das passiert im Durchschnitt nach 15 bis 20 Jahren. Es können dann noch vereinzelt Schübe auftreten, aber die Symptome und Beschwerden nehmen allmählich zu und bilden sich nicht mehr vollständig zurück. Bei dieser Verlaufsform handelt es sich um die sekundär progrediente MS, kurz SPMS.
Es lässt sich nicht immer leicht erkennen, wann eine RRMS in eine SPMS übergeht, da die Symptome sich schleichend verschlechtern. Es kann beispielsweise schwieriger fallen, beim Gehen das Gleichgewicht zu halten. Außerdem sind sehr kleine Schädigungen (Läsionen) im Gehirn, welche die MS verursacht, nicht über bildgebende Verfahren wie MRT nachweisbar. Patientinnen und Patienten sollten also aufmerksam sein: Wenn sich bestehende Symptome verschlechtern, also häufiger auftreten oder deutlich stärker ausgeprägt sind, neue Symptome dazukommen oder die MS sich anderweitig verändert, sollte die behandelnde Arztpraxis kontaktiert werden.
Primär progrediente MS (PPMS)
Bei lediglich rund 10 bis 15 Prozent der Betroffenen schreitet die MS-Erkrankung von Anfang an kontinuierlich voran.2 Schübe bleiben in der Regel aus oder treten nur sehr vereinzelt auf. Diese primär progrediente MS, kurz PPMS, tritt in der Regel im Alter von 40 bis 50 Jahren auf.
Typischerweise nehmen die Symptome langsam zu, die Patientinnen und Patienten sind zunehmend eingeschränkt. Da bei diesem MS-Verlauf häufiger Läsionen im Rückenmark auftreten als im Gehirn, kommt es meist zu Balanceproblemen beim Gehen. Die Krankheit kann sich außerdem schneller als beim schubförmigen Verlauf entwickeln.
Langzeitstudien deuten darauf hin, dass die Lebenserwartung bei MS bei entsprechender Therapie vergleichbar mit der von gesunden Menschen ist. Der Unterschied liegt bei nur wenigen Jahren. Die Gründe für die leicht verkürzte Lebensdauer sind in der Regel Komplikationen oder andere Erkrankungen. Nur sehr selten nimmt die Krankheit einen außerordentlich schweren Verlauf und führt zum Tod.
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Quellen
- Kompetenznetz Multiple Sklerose. Patienteninformationen. https://www.kompetenznetz-multiplesklerose.de/patienteninformationen/ueber-ms/verlaufsformen/, zuletzt aufgerufen am 15.02.2024.
- Multiple Sklerose Gesellschaft Wien. Verlaufsformen. https://www.msges.at/multiple- sklerose/verlaufsformen_multiple_sklerose/, zuletzt aufgerufen am 15.02.2024.