Die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung des jungen Erwachsenenalters: Sie tritt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr erstmals in Erscheinung.1 Dies bedeutet, dass sich sehr viele Betroffene bei der Erstdiagnose MS am Anfang ihrer Lebensplanung oder mittendrin befinden. Welche Auswirkungen die lebensbegleitende Erkrankung MS auf die Psyche hat, ist daher eine sehr wichtige Frage für den persönlichen Umgang damit. Daraus lassen sich Strategien ableiten, den MS-bedingten Herausforderungen so zu begegnen, dass die bestmögliche Lebensqualität erhalten bleibt.
MS: Psychische Symptome können sehr unterschiedliche Ursachen haben
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Der Schock der Erstdiagnose MS, die daraus plötzlich entstehenden Zukunftsängste, vielleicht auch die Sorge um die Partnerschaft: Es kann viele Gründe geben, warum neben dem Körper auch die Psyche von der chronischen Erkrankung MS betroffen ist. Die MS selbst kann aufgrund der Nervenschädigungen im Gehirn ebenso Auslöser psychischer Symptome sein. Hinzu kommt, dass sich bereits vor der MS-Diagnose bestehende psychische Probleme und Erkrankungen wie eine Depression durch die Multiple Sklerose und die damit verbundenen Veränderungen im Leben verstärken können.
Fachleute unterscheiden die folgenden möglichen psychischen Symptome und Auswirkungen bei MS:
- Veränderungen, die aufgrund der als schwierig empfundenen Lebensumstände auftreten
- Veränderungen, die direkt infolge der Nervenerkrankung MS hervorgerufen werden (hirnorganische Veränderungen)
- Psychische Symptome und Erkrankungen, die bereits vor der MS bestanden und eventuell verstärkt werden
- Psychische Störungen, die unabhängig von der MS entstehen
- Psychische Veränderungen, die als Nebenwirkungen der medikamentösen MS-Therapie auftreten
Welche belastenden Auswirkungen die chronische Erkrankung MS auf die Psyche haben kann, verdeutlichen die Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien: Demnach sind 36 bis 54 Prozent der Patientinnen und Patienten mit MS irgendwann in ihrem Leben von einer Depression betroffen, in der Allgemeinbevölkerung sind es circa 16 Prozent. Eine Angststörung weisen knapp 26 Prozent der Menschen mit MS auf (Allgemeinbevölkerung: circa 29 Prozent), eine Anpassungsstörung beziehungsweise Belastungsstörung 22 Prozent (Allgemeinbevölkerung: 0,2 bis 2,3 Prozent).2
Starke Psyche trotz MS: Widerstandskraft stärken, positive Bewältigungsstrategien etablieren
Oft zeigen sich Patientinnen und Patienten aufgrund ihrer Ängste vor den möglichen Herausforderungen durch die MS stärker in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt als durch die aktuell auftretenden MS-Symptome.
Die gute Nachricht daran: An Ängsten und Sorgen kann man arbeiten und diese mit der Zeit in die Richtung eines positiveren Umgangs mit den MS-bedingten Herausforderungen lenken. Anders ausgedrückt liegt in der Art und Weise, wie eine Person auf ihre MS reagiert und damit umgeht, einer der Schlüssel für eine anhaltend gute Lebensqualität trotz chronischer Erkrankung.
Gut leben mit MS – Tipps für eine starke Psyche und einen positiven Umgang mit MS:
- Bleiben Sie neugierig: Als gut informierte Patientin oder gut informierter Patient mit fundiertem Wissen zur MS und zu den Therapiemöglichkeiten können Sie sich besser mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt austauschen und Ihre Wünsche an die Behandlung einbringen.
- Versuchen Sie nicht, alles allein zu stemmen: Tauschen Sie sich mit vertrauten Menschen und mit anderen Betroffenen aus, beispielsweise in Selbsthilfegruppen.
- Behalten Sie Ihre Unabhängigkeit und soziale Aktivitäten so weit wie möglich bei, das stärkt das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten.
- Setzen Sie Prioritäten, verfolgen Sie Ziele und trauen Sie sich etwas zu, ohne jedoch Ihre Grenzen zu ignorieren.
- Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf Hilfe zu suchen und Hilfsangebote anzunehmen.
Eine psychologische Beratung und eine auf die individuellen psychischen Herausforderungen ausgerichtete Psychotherapie können bei MS maßgeblich dazu beitragen, die angestrebte gute Lebensqualität zu erreichen und zu erhalten. Neben dem wertvollen Beistand durch die Familie und den Freundeskreis kann professionelle Hilfe Menschen mit MS effektiv dabei unterstützen, eine Widerstandskraft (Resilienz) gegenüber Herausforderungen aufzubauen, eine positive Bewältigungsstrategie (Coping-Strategie) zu entwickeln und das nachhaltige Vertrauen aufzubauen, auch in schwierigen Phasen wie bei Krankheitsschüben und zunehmenden Beeinträchtigungen im Alltag nicht allein zu sein.
Wenn Sie sich als Patientin oder Patient mit MS für eine professionelle psychologische Beratung und/oder eine Psychotherapie interessieren, ist Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt Ihre kompetente erste Anlaufstelle. Auch bei den Landesgesellschaften der Österreichischen Multiple Sklerose Gesellschaft erhalten Sie hilfreiche Informationen. Beispiel: Die Multiple Sklerose Gesellschaft Wien bietet unter https://www.msges.at/unser-angebot/psychotherapie/ psychotherapeutische Begleitung und Psychotherapie für Menschen mit MS und ihre Angehörigen an.
Quellen
- Österreichische Multiple Sklerose Gesellschaft. Multiple Sklerose. https://www.oemsg.at/multiple-sklerose/, zuletzt aufgerufen am 15.02.2024.
- Multiple Sklerose Gesellschaft Wien. Krankheitsverarbeitung bei Multipler Sklerose. https://www.oemsg.at/wp-content/uploads/2019/04/MSundPsyche2019.pdf, zuletzt aufgerufen am 15.02.2024.
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